Die Wahrheit über IKEA: Ein Manager packt aus by Johan Stenebo
German | 2010 | ISBN: 3593392461 | 286 pages | PDF | 3 MB
German | 2010 | ISBN: 3593392461 | 286 pages | PDF | 3 MB
Ende vergangenen Jahres wurden die Schweden von schweren Attacken auf eines ihrer populärsten Symbole nationaler Identität aufgeschreckt. Gemeint ist Ikea, jenes „unmögliche Möbelhaus“, das seit annähernd sechs Jahrzehnten die Botschaft vom fröhlichen, unkonventionellen und sozialen Geist seines Heimatlandes in alle Welt trägt.
Die Angriffe richteten sich vor allem gegen Ikeas liebenswürdig-verschrobenen Gründer und Boss, Ingvar Kamprad. Der bald 84-jährige Vorzeige-Selfmademan wurde auf einmal als profitgierigen Geldhai verdammt, der sein wahres Gesicht rein aus Image-Gründen hinter einer Fassade aus Sparsamkeit und Fürsorglichkeit verberge, ja sogar zu einer Art Sektenführer dämonisiert: „Es gehört zur Unternehmenskultur von Ikea, dich zu vereinnahmen, so dass du aufhörst, deinen kritischen Verstand zu benutzen." Alles in allem starker Tobak, zumal der Urheber dieser unbarmherzigen Abrechnung, Johan Stenebo, durchaus wissen müsste, wovon er spricht, gehörte er doch bis vor Kurzem zu den engsten Vertrauten des Firmenpatriarchen und pflegte zu ihm und seinen beiden Söhnen ein geradezu familiäres Verhältnis.
Nachdem sich die Wogen nicht zuletzt aufgrund der Gelassenheit der Betroffenen relativ schnell wieder geglättet hatten, ist das Buch nun in Deutschland erschienen, wo die Enthüllungen allein schon aufgrund des geringeren Kultstatus Kamprads auf mehr Resonanz stoßen könnten. Täuschung, Bespitzelung, Nazismus, Rassismus, Diskriminierung, Urwaldrodung, Tierquälerei, Kinderarbeit, Steuerflucht – die Liste von Stenebos Vorwürfen ist schließlich lang. Und sie trifft in Deutschland, das mit 45 der 267 Ikea-Niederlassungen zu den größten Absatzmärkten des Möbelimperiums gehört, auf ein Publikum, das besonders sensibilisiert ist durch schlechte Erfahrungen mit dubiosen Praktiken von Discountern. Hinzu kommt, dass es der Autor versteht, Sensationslüste zu wecken, indem er Einblicke in die Erfolgsgeheimnisse und hinter die Kulissen „eines der verschlossensten Unternehmen der Welt“ verspricht.
Welche Gründe ihn bewogen haben, sich gegen seinen einstigen Mentor und Gönner zu wenden, ist offen. Belegt ist lediglich ein Zerwürfnis mit dem vermutlichen Firmenerben Peter Kamprad. Rache oder gar Neid? Mitnichten, so Stenebo, sondern eine Frage des Gewissens. – Arnold Abstreiter